Alexander von Humboldt-Ensemble               

 


Die Motetten Bachs

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Lesen Sie hier den von uns verfassten Programmtext:

 
Die sechs erhaltenen Motetten Bachs waren die ersten Werke nach Bach’s Tod die in gedruckter Form der Öffentlichkeit zugängig gemacht wurden. Rasch hielten sie Einzug ins bürgerliche Konzertleben.

Die Motetten dienten im Gottesdienst lediglich als Einzungs-Musik des Volkes oder zur Untermalung der Komunion. Die überlieferten Motetten entstanden zumal meist aus einem besonderen Anlass - sehr oft Todesfeiern oder Gedächtnisfeiern reicher Bürger, deren Familien die Werke in Auftrag gaben und gut bezahlten.
Sie zählen bis heute zu den bravurstücken jedes Chores, und schließen in ihrer antiquirteren Tonsprache und struktur der Vielstimmigkeit an eine sehr alte Vokaltradition an. Es wird über Mozart berichtet, nachdem er einer Chorprobe von den Motteten in Leiptzig beigewohnt habe, dass er sich von ihnen eine Partitur nach Wien kommen liesse, um handschriftlich dann festzuhalten “ (es)müsste ein ganzes Orchester dazu gesetzt werden“. Tatsächlich ist es üblich, der bachschen Aufführungspraxis entsprechend, Instrumente colla parte in Begleitung dieser Motteten einzusetzten.
Die Motetten Bachs

Die sechs erhaltenen Motetten Bachs waren die ersten Werke nach Bach’s Tod die in gedruckter Form der Öffentlichkeit zugängig gemacht wurden. Rasch hielten sie Einzug ins bürgerliche Konzertleben.

Die Motetten dienten im Gottesdienst lediglich als Einzungs-Musik des Volkes oder zur Untermalung der Komunion. Die überlieferten Motetten entstanden zumal meist aus einem besonderen Anlass - sehr oft Todesfeiern oder Gedächtnisfeiern reicher Bürger, deren Familien die Werke in Auftrag gaben und gut bezahlten.
Sie zählen bis heute zu den bravurstücken jedes Chores, und schließen in ihrer antiquirteren Tonsprache und struktur der Vielstimmigkeit an eine sehr alte Vokaltradition an. Es wird über Mozart berichtet, nachdem er einer Chorprobe von den Motteten in Leiptzig beigewohnt habe, dass er sich von ihnen eine Partitur nach Wien kommen liesse, um handschriftlich dann festzuhalten “ (es)müsste ein ganzes Orchester dazu gesetzt werden“. Tatsächlich ist es üblich, der bachschen Aufführungspraxis entsprechend, Instrumente colla parte in Begleitung dieser Motteten einzusetzten.

Motette BWV 226: „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“  

Der Anlass zur Entstehung dieses Werkes war die Beisetzung des Rektors der Thomasschule, Univ.prof J.H. Ernesti in 1729. Da er schon geraumer Zeit mit seinem Tod rechnete, konnte er die Texte zur eigenen Beerdigungsmusik aussuchen. Obwohl Bach die Texte rechtzeitig bekam, verzögerte die Fertigstellung der Motette so, dass er teilweise sogar eigenhändig das Stimmaterial abschreiben musste. Bach beklagte oft den Mangel an guten Chorsängern in der Thomaskirche, und dass die Besetzung des Chores zu klein war. Dennoch hielt er an der Achtstimmigkeit bei wichtigen Anlässen fest und verdoppelte dabei die Vokalparts durch unterstützende Instrumente.

Text:

Der Geist hilft unser Schwachheit auf, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebühret; sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen.
Der aber die Herzen forschet, der weiß, was des Geistes Sinn sei; denn er vertritt die Heiligen nach dem, das Gott gefället.

Du heilige Brunst, süßer Trost
Nun hilf uns, fröhlich und getrost
In deinem Dienst beständig bleiben,
Die Trübsal uns nicht abtreiben.
O Herr, durch dein Kraft uns bereit
Und stärk des Fleisches Blödigkeit,
Dass wir hie ritterlich ringen,
Durch Tod und Leben zu dir dringen.
Halleluja, halleluja.

Motette BWV 229 „Komm Jesu komm“  

Die Motette entstand vor 1731. Genaueres ist nicht bekannt. Der Text ist von Paul Thymich’s erster und letzter Strofe einer Begräbnis-Arie, die schon im Jahr 1684 von dem damaligen Rektor der Thomasschule und Universitätsprofessor Jacob Thomasius 1684 vertont wurde.
Bach vertont die im Text vorhandenen Schilderungen ganz konsequent und nacheinander in entsprechenden musikalischen Bildern. (Dem müden Leib entsprechen Seufzer-Motive, düstere und schwere Harmonik drücken Sehnen und lastende Schwere aus, etc.)

Text:
Komm, Jesu, komm, mein Leib ist müde,
Die Kraft verschwindt je mehr und mehr,
Ich sehne mich nach deinem Friede;
Der saure Weg wird mir zu schwer!
Komm, ich will mich dir ergeben;
Du bist der rechte Weg, die Wahrheit und das Leben.
Drum schließ ich mich in deine Hände
Und sage, Welt, zu guter Nacht!
Eilt gleich mein Lebenslauf zu Ende,
Ist doch der Geist wohl angebracht.

Er soll bei seinem Schöpfer schweben,
Weil Jesus ist und bleibt der Weg zum Leben.
Text
Paul Thymich; 1. und 11. Strophe einer Begräbnis-Aria, komponiert von Thomaskantor Johann Schelle für den
Rektor der Thomasschule und Universitätsprofessor Jacob Thomasius, Leipzig, 14. September 1684


Motette BWV 230 „Lobet den Herrn alle Heiden“
Entstehungszeit und Anlass dieses Werkes sind unbekannt.
Der Text geht direkt auf die Bibel, Psalm 117 zurück und ist keine Umdichtung. Es wurden nur die ersten zwei Verse des Textes vertont- und und reichlich in Musik ausgedrückt.
Sie ist musikalisch fünfteilig, nur vierstimmig und keine Trauermusik wie die anderen der sechs Motetten. Lange Zeit hegte man Zweifel an der Autorschaft, da die Form des Werkes (es gibt keinen Choral am Ende) sich von den übrigen Motetten unterscheidet und auch die Behandlung der einzelnen Chorstimmen virtuoser und mit größeren Intervallen versehen ist. Man dachte auch, es handle sich um einen Chorsatz einer Kantate. Heute ist man sich jedoch ziemlich sicher, dass die Klarheit des Aufbaus, und die so gekonnte kontrapunktische Verarbeitung nur auf Bach als Urheber schließen lässt.

Text:
Lobet den Herrn, alle Heiden, und preiset ihn, alle Völker!
Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit.
Alleluja.